Retrofit bei der Weinproduktion

Betagte Anlage mit moderner Fernwartung

Die Entalkoholisierungsanlage ist älteren Datums, aber funktioniert noch immer und lässt sich wirtschaftlich betreiben. Jetzt erhöhte ein Retrofit die Effizienz noch einmal deutlich.
Die Entalkoholisierungsanlage ist älteren Datums, aber funktioniert noch immer und lässt sich wirtschaftlich betreiben. Jetzt erhöhte ein Retrofit die Effizienz noch einmal deutlich.Bild: Wachendorff Prozesstechnik GmbH & Co. KG

Das Familienunternehmen Carl Jung aus Rüdesheim am Rhein produziert seit mehr als 100 Jahren alkoholferein Wein, der heute in über 30 Ländern vertrieben wird. Dabei spielen heute auch industrielles Daten-Management und Digitalisierung eine immer wichtigere Rolle. Im Zuge der Modernisierung der Abfüllung suchte das Unternehmen nach Möglichkeiten, um den Produktionsprozess zu verbessern. Mit Hilfe des Maschinen- und Anlagenbauers Corosys wurde daraufhin ein automatisches Weinfiltersystem inklusive CIP(Cleaning in Place)-Anlage für die gesamte Abfüllung umgesetzt. CIP bezeichnet ein Verfahren, um Produktionsanlagen und Rohrleitungen zu reinigen. Insbesondere die automatische Reinigung, Sterilisation und Validierung des Filtersystems spart Zeit in der Abfüllvorbereitung und gewährt ein konstant gutes Reinigungsergebnis. Durch die Überwachung der Druckverluste können blockierte Filterelemente frühzeitig erkannt und regeneriert werden, bevor eine komplette Reinigung notwendig wird. Die Anlage musste dabei auf engstem Raum installiert werden. Lauge und Säure werden aus IBC-Containern (Intermediate Bulk Container; Großpackmittel) im Chemikalienlager automatisch dosiert, was die Sicherheit im Umgang mit den Gefahrstoffen erhöht. Für den Reinigungsablauf gibt es verschiedene Automatikprogramme, die für Flexibilität sorgen. So können die einzelnen Anlagen unabhängig voneinander gereinigt werden. Auch eine automatische, zeitgesteuerte Startvorbereitung für den Füllbeginn bei Wochenstart wurde realisiert. Corosys unterstützt Carl Jung zudem dabei, die Anlagen so störungsfrei wie möglich zu betreiben. Gerade durch die globale Ausrichtung und den hohen Exportanteil der produzierten Erzeugnisse werden die Anforderungen im Bereich der Produktsicherheit und Nachverfolgbarkeit immer anspruchsvoller.

Bild: Wachendorff Prozesstechnik GmbH & Co. KG

SmartMachine-Schnittstelle

Hier leistet Corosys mit seiner SmartMachine-Schnittstelle Unterstützung. Die Anlagensteuerung ist über eine verschlüsselte VPN-Verbindung mit der Corosys Customer-Database verbunden. Dort werden alle Prozess- und Maschinendaten in einer redundanten Datenbank gespeichert. Zum Einsatz kommen dabei VPN-Router von Wachendorff Prozesstechnik. Sollten Probleme auftreten, die das Personal vor Ort nicht selbstständig beheben kann, kommt das SmartMachine-Interface von Corosys ins Spiel. Voraussetzung dafür ist die zentrale Erfassung und Aufbereitung der Maschinen- und Anlagendaten. Dazu werden vom Fernwartungsrouter Maschinendaten direkt von der SPS erfasst, gespeichert und über sichere Datenschnittstellen (REST API) verschlüsselt übertragen. Der Router bietet innerhalb der Konnektivitäts-Cloud Talk2M eine Schnittstelle für historische Daten (DataMailbox) und eine für Aktual-Daten (M2Web API). Die Daten werden dann zentral bei Corosys gesammelt und ausgewertet.

Mit Vertrag abgesichert

Im Servicevertrag mit dem Anlagenbetreiber wird zuvor festgelegt, welche Daten erfasst werden, wer darauf Zugriff hat und zu welchem Zweck. Dabei wird zwischen Produktionsdaten, Servicedaten und Maschinendaten unterschieden. Entsprechende Rollen, verknüpft mit Zugriffsrechten, werden eingerichtet. Auch Nachweise über Reinigungszyklen und sonstiger Lebensmittel-Hygiene-Standards können über diese Schnittstelle automatisch generiert werden. So wird z.B. die vollautomatische nächtliche Anlagenreinigung bei Carl Jung durch den SmartMachinet-Server überwacht und ein täglicher Reinigungsbericht an den Produktionsleiter gesendet. Gleiches gilt für die Produktion und Überwachung der Druckdifferenzen am Weinfiltersystem. Der Anlagenbetreiber kann sich über das Internet mit der Support-Software verbinden, um sich dort vordefinierte Werte, Status und Trendkurven anzeigen zu lassen. Zudem überwacht die Software die Prozessdaten nahezu in Echtzeit. Im Falle einer Grenzwertverletzung meldet sich so die Anlage über das Alarm-Management-System per E-Mail und SMS bei der Produktionsleitung und dem Supportteam.

Kennzahlen im Blick

Für den Anlagenbediener und Schichtführer vor Ort spielen die neuen Möglichkeiten in der täglichen Routine jedoch nur eine untergeordnete Rolle. Hier ist der schnelle und aussagekräftige Überblick über Kennzahlen gefragt. Die Visualisierung über HMI oder Panel-PCs kam dabei aus Kostengründen nicht in Frage. Stattdessen setzt man bei Carl Jung auf mobile Endgeräte. Für Visualisierung von greift Corosys auf das KPI-Dashboard der Visualys GmbH, Teil der Wachendorff Gruppe, zurück. Per Online-Tool lassen sich damit Visualisierungen in entsprechendem Design einrichten. Der Zugriff auf die Maschinen-/Anlagedaten kann schnell konfiguriert werden. Das KPI-Dashboard von Carl Jung konnte so innerhalb einer Stunde umgesetzt werden.

zum SmartMachine-Angebot von Corosys geführt haben:

• Kompetentes Service-/Instandhaltungspersonal ist vor Ort immer seltener anzutreffen (weltweiter Trend), daher ist sicherzustellen, dass vom Lieferanten schnell und wirksam aus der Ferne geholfen bzw. angeleitet werden kann. Damit ist aber gleichzeitig die Notwendigkeit verbunden, deutlich mehr Daten, Parameter etc. zu erfassen.

• Daten/Analysen sollen auch einfach und sehr anschaulich auf mobilen Endgeräten (Tablet, Smartphone) dargestellt werden.

• Der Überblick und das Management des Anlagen-Pools muss eindeutig und klar strukturiert sein.

• Es muss jederzeit nachvollziehbar sein, wer wann was aus der Ferne gemacht hat (Protokollierung, Rollendefinitionen und Rechte-Management).

• Einfache Handhabung; nur eine Philosophie für den (Fern-)Zugriff und die (Fern-)Wartung, denn Corosys-Mitarbeiter sind in aller Welt ansässig.


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