Streaming Analytics an der Netzwerkkante: Daten fließend analysiert

Streaming Analytics an der Netzwerkkante

Daten fließend analysiert

Wenn die eigenen Maschinen und Anlagen digital vernetzt sind, haben Unternehmen im Grunde noch nichts gewonnen. Erst durch die Auswertung der dadurch erhobenen Daten entsteht ein Mehrwert. Streaming Analytics können diese Berechnungen ganz nah an den Ort verlagern, an dem die Daten enstehen.

(Bild: ©kentoh/stock.adobe.com)

Eine möglichst hohe Qualität, wenig Ausschuss und minimaler Anlagenstillstand – das sind die Ziele, denen sich Unternehmen durch den Aufbau einer modernen, vollvernetzten Produktion annähern wollen. Basierend auf einem Industrial IoT als Datenplattform sollen so nicht nur schnellere, sondern vor allem auch bessere Entscheidungen getroffen werden. Grundlage für diese Entscheidungen sind über Sensoren und andere Input-Kanäle kontinuierlich erhobene Daten. Doch diese Daten können erst dann einen Mehrwert schaffen, wenn sie auch genutzt werden. Damit aus reinen Daten möglichst früh informierte Entscheidungen werden, kommt Streaming Analytics zum Einsatz, das analytische Modelle direkt in den Datenstrom bringt und eine entsprechende Verarbeitung bereits in den Geräten direkt vor Ort – on the edge – vornimmt. Durch solche Edge Devices können die vernetzten Systeme vorausschauend und effizient auf bereits bestehende oder mit hoher Wahrscheinlichkeit auftretende Probleme adäquat reagieren.

Wissen, was passiert

Für den erfolgreichen Einsatz von Streaming Analytics gibt es zahlreiche Praxisbeispiele, die belegen, wie die oben genannten Anforderungen erfolgreich adressiert werden. Volvo Trucks und Mack Trucks setzen bereits seit rund drei Jahren auf ein System für Predictive Maintenance, um die Ausfallzeiten der Fahrzeuge zu reduzieren. Dabei infomiert das System den Fahrer in Echtzeit über den Zustand seines Lkw und zeigt ihm sogar, wo sich in der Nähe eine Werkstatt befindet, die das vom Verschleiß betroffene Ersatzteil auf Lager hat. Ein weiteres Beispiel ist der Härteofen in einer Zahnradfabrik. Um Hitzeschäden an den Keramikplatten zu vermeiden, wurden teilweise leere Behälter erhitzt – ein unnötiger Verbrauch von Ressourcen. Nach einer Vermessung des Ofens kann die optimale Betriebstemperatur nun über verschiedene Daten wie Temperaturverlauf, Druck oder Verarbeitungsgeschwindigkeit ermittelt und gesteuert werden. So lässt sich nicht nur Leerlauf vermeiden, die teuren Keramikplatten halten zudem deutlich länger.

Ressourcen schonen

Auch bei der Begrenzung von Produktionsausschuss unterstützt Streaming Analytics. Sie kommt beispielsweise bei einer Maschine zum Einsatz, die Gummidichtungen herstellt. Vor dem Einsatz vernetzter IIoT-Lösungen waren die ersten drei produzierten Chargen meist kompletter Ausschuss, da die Maschine nach und nach an die spezifischen Eigenschaften des zu verarbeitenden Kautschuks angepasst werden musste. Variable Faktoren wie Temperatur oder Viskosität sorgten dafür, dass der erste Teil des angelieferten Rohmaterials meist nicht richtig verarbeitet werden konnte. Durch die Erhebung und Auswertung von Daten stellte sich heraus, dass sich vor allem mit besseren Transportmodalitäten ein enormes Einsparpotenzial bei den Produktionsabläufen erzielen lässt. Mittlerweile werden die Informationen über Temperatur und Konsistenz des Rohmaterials über Sensoren in Lkw und Laderampe direkt bei der Anlieferung erhoben und weitergeleitet. Die Produktionsmaschine wird dann entsprechend auf die Betriebsparameter eingestellt. In einer Papierfabrik für Sanitärartikel sorgen Echtzeitdaten ebenfalls für weniger Ausschuss. Die dortigen Anlagen verarbeiten das empfindliche Rohmaterial unter hohen Temperaturen und immensem Druck. Steigt die Luftfeuchtigkeit im Gebäude, löst sich der Zellulosestoff in der Produktion auf und das Material verklumpt. Durch Streaming Analytics hat der Betreiber sowohl Wetterwerte als auch Informationen über das Innenklima im Blick, kann die Maschine also entsprechend einstellen und zeitnah auf veränderte Rahmenbedingungen reagieren. Neben der vorausschauenden Wartung, um Ausfallzeiten zu vermeiden, und der Reduzierung von Fehlproduktionen kommt Streaming Analytics auch zum Einsatz, wenn es darum geht, die vorhandene Produktionsqualität zu steigern. So können Daten beispielsweise Qualitätsunterschiede beim Output von Fräsen beschreiben, die mit bloßem Auge nicht erkennbar sind. In einem zweiten Schritt werden dann automatisch Gegenmaßnahmen eingeleitet, die eine dauerhaft hohe Produktqualität sichern.

Seiten: 1 2Auf einer Seite lesen

Das könnte Sie auch Interessieren

Bild: Flexco Europe GmbH
Bild: Flexco Europe GmbH
„Anlagen verdienen während der Wartung kein Geld“

„Anlagen verdienen während der Wartung kein Geld“

Ausgelöst durch den wachsenden E-Commerce müssen Bandförderanlagen immer mehr leisten, gleichzeitig steigen die Sicherheitsanforderungen. Der Wettbewerbsdruck bei den Versandhändlern und den KEP- (Kurier-, Express- und Paket-) Diensten nimmt damit enorm zu. Strategic Account Manager Tobias Haardt und Produkt Manager Harry Schiminski von Flexco Europe kennen die Herausforderungen ihrer Kunden und präsentierten auf der Logimat effiziente Lösungen.

Bild: Bachmann electronic GmbH / ©bill2499/stock.adobe.com
Bild: Bachmann electronic GmbH / ©bill2499/stock.adobe.com
Bachmann mit neuem Beratungsangebot für Condition Monitoring

Bachmann mit neuem Beratungsangebot für Condition Monitoring

Die Besitzer und Betreiber von Windenergieanlagen stehen zunehmend unter Druck, ihre Produktivität zu steigern, erschwingliche Energie zu liefern und höhere Renditen für Investoren zu erzielen. Die Informationen, die zur Optimierung der Wartung, für Kostensenkungen und die Reduzierung von Ausfallzeiten benötigt werden, sind in den standardisierten, täglichen Zustandsüberwachungsdaten ihrer Windkraftanlagen zu finden.

Bild: Sybit GmbH
Bild: Sybit GmbH
Field Service Management als Innovationsfaktor

Field Service Management als Innovationsfaktor

Falsche Ersatzteile, lange Wartezeiten, ineffiziente Planung. Im Field Service kann einiges schief gehen. Das große Problem: Die ganze Marke leidet, wenn Kunden nicht zufrieden sind mit einem Technikereinsatz. Beim Sybit Expert Talk Service diskutierten drei Experten vor über 50 Gästen, wie man es besser macht – und den Kundenservice von der Kostenstelle in einen Umsatztreiber verwandeln kann.

Bild: Coresystems AG
Bild: Coresystems AG
KI-gestützte Datenanalyselösung

KI-gestützte Datenanalyselösung

Coresystems hat das Produkt InsightLoop neu auf den Markt gebracht. Dabei handelt es sich um eine KI-gestützte Datenanalyselösung, die es Unternehmen ermöglichen soll, tiefe Einblicke in ihre Aussendiensttätigkeiten zu gewinnen um so die Effizienz und Kundenzufriedenheit steigern zu können.

Bild: ABB AG
Bild: ABB AG
Den Gerätestatus genau kennen

Den Gerätestatus genau kennen

Unternehmen werden zunehmend digitaler. Viele versprechen sich von der Digitalisierung, ihre unterschiedlichen Herausforderungen schneller, einfacher und häufig auch besser lösen zu können. Dabei macht es Sinn, besonders Antriebe transparent zu machen, die eine Schlüsselrolle in der Produktion spielen.

Bild: ©industryviews/shutterstock.com / Insevis GmbH
Bild: ©industryviews/shutterstock.com / Insevis GmbH
Retrofit-Retter 
und Lebensverlängerer

Retrofit-Retter und Lebensverlängerer

Die S7-315CPU hat sich als robust wie zuverlässig erwiesen und ist dadurch eine sehr beliebte Steuerung in der Automatisierung. Von der Abkündigung durch
Siemens sind viele Lösungen und Retrofit-Projekte betroffen. Doch der Umstieg auf neuere S7-Modelle begeistert nicht alle Automatisierungskunden – im Raum stehen teure Redesigns und lange Lieferzeiten. Die S7-kompatiblen Lösungen von Insevis, die mit den vertrauten Siemens-Tools programmiert werden können, bieten für KMU eine interessante Alternative.