CMMS-Implementierung bei Perlen Papier

Optimierte Instandhaltung komplexer Papiermaschinen

Perlen Papier produziert am Schweizer Standort jährlich 560.000 Tonnen Zeitungsdruck- und Magazinpapier - auf zwei gigantischen Maschinen. Entsprechend wichtig ist die Instandhaltung dieser nach Firmenaussagen modernsten Anlagen Kontinentaleuropas. Seit November 2022 werden diese Abläufe im Computerized Maintenance Management System (CMMS) von Argvis digital abgebildet.
Am Standort Perlen betreibt Perlen Papier heute zwei Papiermaschinen mit einer Jahreskapazität von zusammen 560.000 Tonnen Zeitungsdruck- und Magazinpapieren.
Am Standort Perlen betreibt Perlen Papier heute zwei Papiermaschinen mit einer Jahreskapazität von zusammen 560.000 Tonnen Zeitungsdruck- und Magazinpapieren.Bild: Perlen Papier AG

Als die 1872 in Perlen im Schweizer Kanton Luzern gegründete Holzstofffabrik ein Jahr später um eine Papierfabrik erweitert wurde und bereits in den Jahren 1876 und 1877 mit den beiden ersten Papiermaschinen eine Produktionskapazität von täglich fünf Tonnen erreichte, ahnte noch niemand, dass 150 Jahre später daraus der einzige Schweizer Produzent von Pressepapieren und der größte Schweizer Altpapierrecycler werden sollte. Am Standort Perlen betreibt Perlen Papier heute zwei Papiermaschinen (PM4 und PM7) mit einer Jahreskapazität von zusammen 560.000 Tonnen Zeitungsdruck- und Magazinpapieren. Die Papiermaschine 7 ging 2010 in Betrieb und ist nach Unternehmensangaben die modernste Maschine für Zeitungsdruckpapiere in Kontinentaleuropa. Diese Papiermaschine produziert in 14 Tagen so viel Papier, um damit einmal die Welt zu umrunden.

Modulares System gesucht

Dass bei diesen kostenintensiven und komplexen Giganten das Thema Instandhaltung ganz weit oben auf der Agenda steht, ist offensichtlich. Um den Bereich Wartung & Inspektion auf ein neues Level zu heben, entschloss sich Perlen Papier 2022 für die Einführung der Software ‚Argvis; Maintenance Portal‘ des SAP-Partners Argvis mit Sitz in Walldorf. Dazu sagt Dejan Todorovi, Maintenance Manager Digitalisierung, bei Perlen Papier: „Unsere große Herausforderung bestand vor der Implementierung der Software darin, dass nur wenige und isolierte Instandhaltungsprozesse implementiert waren. Es war kein ganzheitliches Instandhaltungs-Management-System vorhanden, das für uns eigentlich die Basis für die kontinuierliche Verbesserung der Instandhaltung bilden sollte.“ Ein simples IT-System habe gerademal einfache Instandhaltungs-Aufgaben isoliert dargestellt. „Deshalb machten wir uns auf die Suche nach einer Plattform oder einem Portal, welches uns für die Zukunft die Flexibilität bietet, unsere Ideen und unser Instandhaltungs-Management-System abzubilden. Die Modularität des Systems war für uns auch eine wichtige Anforderung.“ Fündig wurden die Papierspezialisten dann bei der Walldorfer Firma Argvis.

Die Papiermaschine 7 ging 2010 in Betrieb und ist nach Unternehmensangaben die modernste Maschine für Zeitungsdruckpapiere in Kontinentaleuropa.
Die Papiermaschine 7 ging 2010 in Betrieb und ist nach Unternehmensangaben die modernste Maschine für Zeitungsdruckpapiere in Kontinentaleuropa.Bild: Perlen Papier AG

Einheitliche Abläufe einrichten

„Wir wollten ein Computerized Maintenance Management System (CMMS), welches sehr benutzerfreundlich und vor allem auch intuitiv ist“, sagt Todorovi. Das neue System unterstützt heute die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Beschaffung, Instandhalter und Produktion, bietet aber auch die Flexibilität, maßgeschneiderte Apps zu designen. Das Projekt beinhaltete die Installation der SAP-Komponenten Materials Management (SAP MM), Plant Maintenance (SAP PM) und Business Warehouse (SAP BW), die Konfiguration der Argvis-Module und die Umsetzung der Kundenanforderungen und Change Requests.

In fünf Monaten implementiert

„Das große Ziel des Projekts war, einheitliche Prozesse für alle Bereiche der Werksinstandhaltung zu schaffen“, erläutert Instandhaltungsmanager Todorovi. Als Hauptprozesse betrachtet der Hersteller seine Meldungen und das Auftrags-Management sowie Planung, Rundgänge, und Revisionsmanagement. Bei der Implementierung wurden dazu Microsoft Excel-basierte Wartungsplanungen und papiergeführte Prozesse der störungsbedingten Instandhaltung digitalisiert. Ebenso wurde eine bereits eingesetzte Software für kundenspezifische Prozesse der Instandhaltung abgelöst. Die SAP MM-Prozesse wurden digital eingebunden und dargestellt. Gestemmt wurde das Projekt von Juli bis November 2022 mit zehn Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. „Unsere Implementierungsstrategie des agilen Projektmanagements hat am meisten zur erfolgreichen Einführung beigetragen“, erinnert sich Dejan Todorovi. „Wir haben auf dem Systemstandard aufgebaut und viele neue Funktionen und APPs passgenau für Perlen Papier entwickelt.“ Die Instandhaltungssoftware habe sich aber auch für Disziplinen wie Fahrzeug-Management oder Störbericht angeboten. 183 Anwender in der Instandhaltung, Produktion und Beschaffung nutzen die Anwendungen heute. Deutlicher Nutzen stellte sich etwa in folgenden Bereichen ein:

  • Transparenz in der Instandhaltung,
  • Bessere Teamarbeit zwischen Produktion, Instandhaltung und Beschaffung,
  • Planungshorizont für Instandhaltungs-Tätigkeiten planbarer,
  • genauere Analysen von Schadensbildern sind über den Störbericht möglich,
  • Erstellbare Rundgänge sichern die Anlagenverfügbarkeit ab.

Weg frei für neue Ideen

Der Papierhersteller ist heute in der Lage, das ganze Instandhaltung-Management-System zu analysieren, etwa die Anzahl der durchgeführten Rundgänge und der Meldungen. Mit dem Störbericht können Schadensbilder oder Codierung gezielt untersucht werden. Die Verfügbarkeit und ‚Mean Time Between Failures‘ (MTBF) der Anlage wird automatisch im Cockpit auf Wochenbasis dargestellt. Dazu helfen Checklisten in der App ‚Fahrzeugflotten-Management‘ bei der Wartung der Fahrzeuge , um Problemen vorzubeugen. Damit hat Perlen Papier Transparenz in die Instandhaltung gebracht, was den ersten Schritt darstellt, die Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit der Anlagen zu erhöhen. Zu den Highlights der Instandhaltungssoftweare zählen nach Auffassung von Dejan Todorovi „das Fahrzeugflotten-Management, die Rundgänge, die Cockpit KPI-Daten aus SAP BW, Revisionen, die Einsatzplanung über eine Plantafel per Drag&Drop, die Informationstafel sowie die Wochenplanung der Teams samt ‚Commitment‘-Funktion.“ Und da das Projekt auch erfolgreich und zügig abgeschlossen wurde, ist der Weg frei zur Umsetzung neuer Idee. Derzeit plant Perlen Papier etwa die Einführung neuer Apps etwa für das Lager-Management und weiterer Funktionen für die Wartungspläne.

Der Autor ist Tino M. Böhler von Redaktionsbüro Dresden.

www.argvis.com

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