Robustes Steuerrelais ermöglicht kontaktloses Zahlen per IoT

Kundenservice mittels Automatisierungstechnik

Bild: Eaton Electric GmbH

Schon seit ĂĽber 30 Jahren betreibt die Firma Car-Wash-Center H. Hanle aus Schwieberdingen SB-Autowaschanlagen und gehört damit zu den Ersten in Deutschland. Da es zu GrĂĽndungszeiten noch keine fertigen Anlagen von der Stange gab, hat es bei dem schwäbischen Familienunternehmen Tradition, die Autowaschanlagen selbst zu konzipieren und zu bauen. „So können wir die Anlagen gezielt fĂĽr unseren Bedarf bauen, haben alle notwendigen Komponenten auf Lager und sind in der Lage, schnell und flexibel zu reagieren“, erklärt Marcel Haupt, Leiter der Entwicklung & Modernisierung bei Hanle. Ein Alleinstellungsmerkmal der Hanle-Anlagen ist, dass eine berĂĽhrungslose, bĂĽrstenlose Technik zum Einsatz kommt, die ausschlieĂźlich mit Hochdruck-Dampfstrahlern und umweltfreundlichen Waschprogrammen arbeitet. Das schont den Lack und vermeidet Kratzer.

Dadurch das Marcel Haupt die Anlagen selbst baut, kann er sie auch immer auf dem aktuellen Stand der Technik halten: Neustes Projekt ist, den Kunden eine kontaktlose Bezahlung zu ermöglichen. „Unsere Motivation dafĂĽr war, den Geschäftskunden die Nutzung unserer SB-Waschanlagen einfacher zu machen und ihnen einen Mehrwert zu bieten“, erklärt er. Denn bisher haben Autovermieter oder Fahrzeug-Aufbereiter Wertmarken in kleinen Säckchen bekommen, mit denen sie dann bezahlen konnten. „Mit einer App-basierten Bezahlung können wir unseren Kunden nicht nur das Handling der Wertmarken ersparen, sondern sie können auch eine genaue Abrechnung ĂĽber das System erhalten oder Nachweise, wann gewaschen wurde.“

 Münzen ade: Dank der Eaton-Relaissteuerung erhalten Geschäftskunden digitale Guthaben für die Waschanlagen.
Münzen ade: Dank der Eaton-Relaissteuerung erhalten Geschäftskunden digitale Guthaben für die Waschanlagen.Bild: Eaton Electric GmbH

Zahlen per Smartphone-App

Einen passenden Partner fĂĽr die Applikation des sicheren kontaktlosen Bezahlens fand Haupt in dem tschechischen Unternehmen Ready2Wash: Das Softwarehaus hat eine IoT-Plattform speziell fĂĽr Betreiber von WaschstraĂźen und SB-Waschanlagen entwickelt, die Autowasch-App steht bereits in achtzehn Ländern zur VerfĂĽgung. Die Aufgabe fĂĽr Marcel Haupt bestand jetzt darin, die Steuerungs-Hardware der Waschanlage an die Plattform anzubinden: Bisher wurden die verschiedenen Funktionen der Anlagen ĂĽber zugekaufte Relais-SchĂĽtzsteuerungen realisiert: Mit sieben bis acht SchĂĽtzen inklusive Hilfsschalter komplett in gegenseitgier Verriegelung verdrahtet – ein „Kabelgrab“, wie Haupt sagt, das im Falle eines Falles eine aufwendige Fehlersuche bedeutete. „Zudem stand damit nur eine begrenzte Funktionalität zur VerfĂĽgung und die Lösung war nicht erweiterbar.“

Relais als robuste und moderne Steuerung

Daher stieg Marcel Haupt schlieĂźlich auf die Steuerrelais von Eaton um. „Ich hatte verschiedene Anbieter geprĂĽft, fĂĽr die Steuerrelais von Eaton habe ich mich schlieĂźlich wegen deren Robustheit entschieden – und weil der Support von Eaton persönlich und direkt ist.“ Die EasyE4 ist als flexible Steuerungslösung fĂĽr Anwendungen unterschiedlicher Komplexität konzipiert. Sie arbeitet zuverlässig bei Umgebungstemperaturen von -25 bis +55°C und erweist sich auch widerstandsfähig gegenĂĽber Vibrationen, wie Marcel Haupt bestätigt: „Jeder Waschplatz wird von einem eigenen Steuerrelais gesteuert. Die Steuerrelais sind bei uns zusammen mit den Hochdruckpumpen und Dosiereinrichtungen auf einer Einheit untergebracht, sind also den Schwingungen der Pumpen direkt ausgesetzt. Jede dieser Einheiten ist fĂĽr den Betrieb von insgesamt drei Waschplätzen konzipiert und wird vor Ort im Maschinenraum der Waschanlage einfach an Strom und Wasser angeschlossen.“ Dabei sind die Steuerrelais nicht die einzigen auf den Modulen verbauten Eaton-Produkte: Die StĂĽckliste von Marcel Haupt umfasst u.a. auch DILM-SchĂĽtze, Motorschutzschalter PKZM0, PXL-Leitungsschutzschalter, Leuchtmelder, Taster, Schalter und viele weitere Komponenten von Eaton. Die Möglichkeit, nahezu alle benötigen Bauteile fĂĽr seine Lösung aus einer Hand zu beziehen, ist aus Sicht von Haupt ein weiteres Argument fĂĽr die Verwendung der Eaton-Automatisierungskomponenten.

Die im Basisgerät der EasyE4 integrierten acht Ein- und vier Ausgängen lassen sich mit bis zu elf Modulen erweitern, so können insgesamt bis zu 188 Ein-/Ausgänge zur VerfĂĽgung stehen: „Wir verwenden zwei Erweiterungsmodule, insgesamt arbeiten wir mit 16 digitalen Eingängen und elf Relais-Ausgängen“, so Haupt. Damit lassen sich alle benötigten Funktionen abdecken – vom Erkennen der eingeworfenen Wertmarken bis zur Dosierung der Waschmittel. „Die zur VerfĂĽgung stehenden Relais-Ausgänge waren ein weiteres Argument fĂĽr die EasyE4“, betont Marcel Haupt. „Denn damit kann ich alle Komponenten wie z.B. die Magnetventile ohne Koppelglieder ansteuern.“

 Die IoT-Anbindung des Stuerrelais ermöglicht nicht nur mehr Kundenservice, sondern auch Fernwartung und Fernwirken.
Die IoT-Anbindung des Stuerrelais ermöglicht nicht nur mehr Kundenservice, sondern auch Fernwartung und Fernwirken.Bild: Eaton Electric GmbH

FĂĽr die Anbindung der Waschplatz-Steuerungen an die Ready2Wash-Plattform nutzt Marcel Haupt die integrierte Ethernet-Schnittstelle der EasyE4: Per Modbus TCP kommuniziert das Steuerrelais mit dem Gateway von Ready2Wash, die Daten werden schlieĂźlich mit einem ganz normalen Router an die Cloud-Plattform des Dienstleisters ĂĽbertragen. Das zentrale Gateway sammelt die Daten aller Relais der Waschanlage; ĂĽber Modbus TCP werden die Register der Steuerung ausgelesen bzw. beschrieben und die digitalen Zahlungsvorgänge in den EasyE4 getriggert. „Das Gateway läuft mit Linux als Betriebssystem, in das die Modbus TCP Bibliotheken eingebunden werden“, so Haupt. „Ready2Wash hatte bereits Erfahrungen mit Modbus TCP, sodass die entsprechende Anpassung nur einen geringen Aufwand verursachte.“ Mit dieser IoT-Anbindung kann der Kunde ĂĽber die App die Wasch-Box auswählen und die Zahl an gewĂĽnschten virtuellen Wertmarken eingeben. Der Ready2Wash-Server meldet ĂĽber das Gateway an die entsprechende EasyE4, wieviel Marken zugeteilt sind, sodass das Relais entsprechend die Waschfunktionen steuern kann.

Die Programmierung der EasyE4 stellte fĂĽr Marcel Haupt keine groĂźe Herausforderung dar – vor seinem Eintritt in die Firma seines Schwiegervaters entwickelte er als Fahrzeugingenieur Steuergeräte fĂĽr Bremsanlagen und Motoren und hat dabei auch in der Prototypengfertigung Hand angelegt. „Daher habe ich die Anwendungen fĂĽr unsere Waschanlagen auch hauptsächlich ĂĽber Funktionsblöcke programmiert – sie ähneln der grafischen Programmiersprache, die ich von den Steuergeräten aus der Fahrzeug-Branche kenne.“ Die Programmierung erfolgt ĂĽber die intuitive Software EasySoft7. Der Anwender hat dabei die Wahl zwischen vier Programmiersprachen: Neben der Programmierung ĂĽber Funktionsblöcke (FBS) können Schaltpläne auch per Kontaktplan (KOP), der Eaton-eigenen Easy-Programmierung (EDP) oder mit Strukturiertem Text (ST) erstellt werden. „Manche Blöcke habe ich im Strukturierten Text erstellt, da damit die Programmierung bestimmter Funktionen einfacher war“, ergänzt Haupt. Ăśber das integrierte Display kann sich Haupt zudem Texte und Werte anzeigen lassen und verändern.

Die Möglichkeiten des IoT

Heute hat Marcel Haupt bereits drei der sieben Anlagen von Car-Wash-Center H. Hanle mit der EasyE4 als Steuerung ausgerĂĽstet, die weiteren folgen. „Das Gerät lässt sich ĂĽber die Ethernet-Schnittstelle wirklich leicht in ein Netzwerk integrieren, die Netzwerkparametrierung ist ĂĽber die Programmiersoftware sehr einfach“, so Haupt. Das Netzwerk nutzt er auch, um sich ĂĽber einen VPN-Tunnel live auf die Steuerrelais in den Anlagen zu schalten, um Diagnosen von seinem BĂĽro aus durchzufĂĽhren oder die Anlage fernzusteuern. „Die EasyE4 ist von der Ausstattung her weitaus mehr als nur ein Steuerrelais“, unterstreicht Marcel Haupt. Er spricht von der EasyE4 öfter auch als SPS, sieht aber einen wesentlichen Unterschied: „SPS sind in Bezug auf die Umgebung etwas divenhaft. In unseren Maschinenräumen herrschen bis zu 100 Prozent Luftfeuchtigkeit, Temperaturen um die 50 Grad Celsius und dann noch die Vibrationen der 1,5kW-Pumpen – das macht eine SPS nicht unbedingt mit. Die EasyE4 hat uns dagegen bisher nicht im Stich gelassen, obwohl sie nur in einem normalen IP68-Schaltschrank verbaut ist.“

Auch die Kunden, die das Bezahlen per App bereits nutzen, sind „durch die Bank sehr ĂĽberzeugt“, wie Haupt sagt. Auch fĂĽr ihn als Betreiber bietet die IoT-Anbindung Vorteile, u.a. kann er – im Gegensatz zur alten Steuerungslösung – jetzt Auswertungen erstellen, etwa zum Kundenverhalten. Damit können auch besondere Treue- und Marketingprogramme genutzt werden, die die Ready2Wash-Plattform bietet. „Wir könnten z.B. die Kundenströme ĂĽber spezielle Angebote steuern.“ Ein Zukunftsprojekt fĂĽr Marcel Haupt ist auch, mit dem Softwarehaus ein Big-Data-Konzept zur vorausschauenden Wartung zu realisieren. Die einfache Anbindung der EasyE4 an das IoT jedenfalls eröffnet viele neuen Möglichkeiten fĂĽr den Betreiber der SB-Waschanlagen.


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