Das inhärente Cyberrisiko verstehen

Das inhärente Cyberrisiko
verstehen

Um sich vor Angriffen aus dem Internet zu schützen, sollten Firmen möglichst alle Risikofaktoren ermitteln. Je nach beispielsweise Branche, Unternehmensstandort und Technikkultur eines Landes gibt es charakteristische Besonderheiten zu beachten – die inhärenten Risiken.

Das inhärente Cyberrisiko wird durch ein individuelles Assessment ermittelt (Bild: ©KanawatVector/stock.adobe.com)

Durch Digitaltechnik in der Produktion werden neben dem eigenen Unternehmen häufig auch die Zulieferer, Partner und Kunden digital in das Unternehmensnetz und in die Prozesse integriert. Diese zusätzliche Verknüpfung macht das Unternehmen jedoch auch angreifbarer. Für die Anwender von industriellen Kontrollsystemen (IKS) offenbarte sich diese neue Realität im Jahr 2010, als der Stuxnet-Wurm in der iranischen Atomanlage in Natanz entdeckt wurde. Seitdem haben Experten eine wachsende Anzahl von Schwachstellen in diesen Systemen aufgedeckt. Umso wichtiger ist es für Unternehmen, ein Verständnis für diese Bedrohungslage zu entwickeln, während die Versicherungswirtschaft wiederum viel darüber nachgedacht hat, wie die neuen Risiken abzudecken sind.

Management von IKS-Risiken

Obwohl bislang noch keine schwerwiegenden Verluste durch IKS-Cyberangriffe bekannt geworden sind, zeigen dokumentierte Attacken eindeutig das Ausmaß der Bedrohung, wenn solche Infrastrukturen in den Fokus geraten. Für IKS-Betreiber ist das Management dieser sich abzeichnenden Risiken entscheidend. Hierzu gehört das Erkennen und Absichern von Schwachstellen, das Verstehen der Bedrohungen und die Wahl geeigneter Schritte zur Abwehr von Cyberangriffen. Darüber hinaus geht es um die Identifizierung von Schlüsselpersonen innerhalb eines Unternehmens, die mit dem IKS arbeiten müssen. Hier sollte sichergestellt sein, dass sie über Cyberrisiken und die Einhaltung von Best Practices zur Gefahrenabwehr informiert sind. Auch die Festlegung von physischen und logischen Kontrollen für den Zugang zu Schlüsselsystemen und Sicherheitsbereichen ist ein wichtiger Aspekt. Es zeigt sich deutlich, dass unterschiedliche Unternehmen und Organisationen unterschiedlich stark von Cyberrisiken betroffen sind. Für produzierende Unternehmen ist die steigende Vernetzung im Rahmen von Fertigungs- und Logistikketten ein wesentlicher Bestandteil einer umfassenden Risikoanalyse. Doch noch zahlreiche andere Aspekte spielen eine Rolle, wenn das individuelle inhärente Cyberrisiko evaluiert und daraus ein Risikoprofil erstellt werden soll.

Inhärentes Cyberrisiko messen

Unternehmen, die sich vor Angriffen aus dem Internet schützen wollen, sollten mit Hilfe eines technischen Ansatzes ihr Cyberrisiko identifizieren, um Verluste zu vermeiden. Um das individuelle Gefährdungspotential zu ermitteln, ist das inhärente Risiko von Belang. Es beschreibt die Risikoanfälligkeit sowohl von Unternehmen als auch von Organisationen aufgrund ihrer Branchenherkunft, des Hauptsitzes sowie der Existenz von Niederlassungen bzw. Tochterunternehmen im Ausland.

Branchenherkunft

Wie Angreifer aus dem Internet Unternehmen attackieren, unterscheidet sich von Branche zu Branche. Die Industriezugehörigkeit bezieht sich hauptsächlich auf die Geschäftstätigkeit und die Art, wie dieses Unternehmen Umsatz generiert. Ein weiterer Aspekt, der hier eine Rolle spielt, ist die Ansiedlung seiner wichtigsten Unternehmenswerte. Ein Beispiel aus der Praxis: Für einen namhaften Brausehersteller sind primär die Rezepte für die Getränke relevant. Gelangen diese durch einen Cyberangriff in die Hände Unbefugter, werden die Wettbewerbsfähigkeit, das Urheberrecht und die Markenreputation negativ beeinflusst. Es müssen also nicht immer finanzielle Werte als schutzwürdig erachtet werden. Bei kritischen Infrastrukturen (KRITIS) – zu denen auch Energieversorger gehören – legen es Hacker eher darauf an, dass die Energieversorgung destabilisiert wird.


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